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Eine Feldstudie aus dem Maschinenraum des Marketings (Satire)

Können Titten sprechen?

Warnhinweis: Dieser Text enthält Spuren von Realität, Ironie und leicht angedelltem Ego. Wer sich schnell beleidigt fühlt, möge bitte weiterscrollen – vielleicht in Richtung #beachbodyready.

 

Elena kommt mit glänzenden Stiefeln, einem Ringlicht und dem Satz: „Ich mach’ das mal sexy.“
Halle 2 riecht nach Öl und warmem Metall. Die Extrusionslinie brummt wie ein dicker Kater, die Flachfolienanlage zieht glänzende Haut über die Walzen, und hinten sagt die Presse in gemütlichem Takt: Wumm. Wumm. Wumm.

„Wo ist hier die Like-Taste?“, fragt Elena und zeigt auf ein Bedienfeld mit vielen Tasten.
„Gibt’s nicht“, sagt Karl, der Mann mit den öligen Händen und dem freundlichen Blick. „Hier gibt’s nur An, Aus und Ärger.“

Elena stellt das Ringlicht auf, setzt ein Lächeln auf, das schon viele Shampoos verkauft hat, und flüstert der Flachfolienanlage zu: „Gib mir Vibes.“
Die Anlage gibt ihr … Folie. Meterweise. Unbeeindruckt.

„Sex sells!“, ruft Elena in die Halle, als wäre es ein Passwort.
Die Presse antwortet Wumm und denkt sich vermutlich: Mich verkauft Taktzeit, Schätzchen.

Wir filmen. Elena posiert vor Umformtechnik, die aussieht wie die Zukunft in Blau. Das Licht glitzert, die Kamera läuft, Elena sagt „Game-Changer“, als hätte sie ihn persönlich erfunden.
Karl lehnt an einer Kiste mit Schrauben und schaut zu. „Weißt du, was das Ding kann?“, fragt er leise.
„Es … formt?“, sagt Elena.
„Ja“, sagt Karl. „Und sie tut nichts, wenn man nur hübsch guckt.“

Kurze Pause. Elena trinkt Kaffee, der nach Entscheidungen schmeckt. „Bin ich hier falsch?“, murmelt sie.
Karl zuckt mit den Schultern. „Kommt drauf an. Willst du glänzen oder verstehen?“
Elena schaut auf die Extrusionslinie, die gerade so tut, als hätte sie Wichtigeres zu tun (hat sie auch). „Verstehen dauert, oder?“
„Alles, was hält, dauert“, sagt Karl. „Auch Vertrauen.“

Wir drehen weiter. Diesmal keine Posen. Elena hält die Kamera dicht an eine Stelle, an der’s knifflig wird. Karl erklärt in zwei Sätzen, warum hier ein Millimeter Frieden macht und zwei Millimeter einen Krieg auslösen. Kein Filter. Kein Glitter. Nur: So läuft das.

Elena kommt wieder in die Halle. Ohne Ringlicht. „Die Presse mag mich nicht“, sagt sie und lächelt dabei das erste echte Lächeln des Projekts.
„Die mag jeden, der ihren Rhythmus hört“, sagt Karl. „Hier verkauft keiner Blicke. Hier verkauft Beweis: Stückzeit, Präzision, Reproduzierbarkeit.“
„Und Sex?“
„Verkauft Aufmerksamkeit. Manchmal Ärger. Maschinen verkauft, wer sie laufen lässt.“

Die Presse sagt Wumm. Wumm.
Die Flachfolienanlage atmet Folie aus.
Die Extrusionslinie schnurrt so laut, dass sogar das Ringlicht kurz Respekt hat.

Elena steckt das Handy ein. „Zeigst du mir morgen noch mal diese knifflige Stelle?“
„Klar“, sagt Karl. „Bring Ohren mit.“
„Und Geduld?“
„Ist im Haus.“

Wir gehen raus. Hinter uns arbeitet die Halle weiter, als hätte sie keine Zeit für Eitelkeit. Hat sie auch nicht.

Können Titten sprechen?
Wir gehen raus. Hinter uns arbeitet die Halle weiter, als hätte sie keine Zeit für Eitelkeit. Hat sie auch nicht.
Und irgendwo zwischen Wumm und Surr legt sich eine Erkenntnis auf die Zunge:

Titten können sprechen. Sie sagen: „Scroll weiter.“

Verkaufen können sie nicht. Das übernehmen Leute, die bleiben.
Und Dinge, die halten.
Können Titten sprechen?