Das Internet in Deutschland ist oft besser als sein Ruf
Wieso ist die Ladezeit von Webseiten wichtig?
Stell dir vor, du gehst in einen Laden, willst nur schnell „eine Sache“ kaufen – und erst mal klemmt die Tür, dann sucht jemand den Schlüssel, dann startet die Kasse neu. Du bist nicht sauer, du bist einfach weg. Genau so ticken Besucher auf Webseiten.
Und ja, das Internet in Deutschland ist oft besser als sein Ruf. Nur: Selbst mit gutem Internet kann eine Webseite langsam sein, wenn sie sich selbst im Weg steht (zu große Bilder, zu viele Skripte, „schlaue“ Plugins, die alles schlimmer machen).
Was passiert, wenn eine Seite langsam ist?
- Besucher springen ab, bevor sie überhaupt verstanden haben, was du anbietest
- Vertrauen leidet: „Wenn die Seite schon ruckelt, wie läuft dann wohl der Service?“
- Google ist auch nicht begeistert: Wenn Nutzer ständig zurück zur Suche springen, ist das kein Liebesbrief an dein Ranking
Google misst das inzwischen ziemlich klar: Core Web Vitals
Google nutzt drei Kennzahlen, die echte Nutzer-Erfahrungen abbilden (nicht nur Laborwerte). Google for Developers
Ganz einfach erklärt:
LCP (Largest Contentful Paint) – „Wann ist der Hauptinhalt wirklich da?“
Ziel: unter 2,5 Sekunden. Google for Developers
INP (Interaction to Next Paint) – „Wie schnell reagiert die Seite, wenn ich klicke?“
Ziel: unter 200 Millisekunden. Google for Developers
INP ist seit 12.03.2024 der offizielle Interaktionswert und hat FID abgelöst. Google for Developers
CLS (Cumulative Layout Shift) – „Wackelt das Layout rum, während ich lesen will?“
Ziel: unter **0,1**. web.dev
Und wichtig: Google beschreibt „Page Experience“ als Teil des Gesamtpakets – nicht als einzigen Hebel, aber als echten Qualitätsfaktor. Google for Developers
Kurz zur Einordnung: „Deutschland ist doch schnell, oder?“
Bei Länder-Rankings kommt es extrem darauf an, welche Messmethode und welchen Zeitraum man nimmt (Median vs. Durchschnitt, mobil vs. Festnetz). In den Speedtest-Toplisten für „Fixed Broadband (Juli 2025)“ taucht Deutschland jedenfalls nicht in den Top 25 auf, weit weg von „Platz 9“. tiny01.com
Aber das ist fast zweitrangig, denn: Die meisten langsamen Webseiten sind nicht wegen Deutschlands Leitungen langsam, sondern wegen unnötigem Ballast auf der Seite.
Wo kommt Schnelligkeit wirklich her?
In der Praxis sind das die üblichen Verdächtigen:
- Bilder (zu groß, falsches Format, keine Kompression)
- Videos (autoplay, riesige Embeds, schwere Player)
- Zu viele Plugins und Tracking-Skripte
- Schwere Themes und Pagebuilder-Effekte
- Langsame Server-Antwort (Hosting, fehlendes Caching)
Was kannst du selber tun, ohne Programmierer?
Hier sind die „Kunden-tauglichen“ Hebel, die wirklich was bringen:
- Bilder richtig behandeln
- Bildgröße: Nicht 4.000 px hochladen, wenn auf der Seite 900 px angezeigt werden
- * Format: „WebP“ ist meistens besser fürs Web, JPG kann ok sein, PNG nur wenn Transparenz wirklich nötig ist.
- Komprimieren: Vor dem Upload komprimieren (sonst wird WordPress zur Müllpresse)
Weniger ist schneller
- Pro Seite weniger Slider, weniger Animationen, weniger „ich fliege rein“-Effekte
- Fonts reduzieren: 1–2 Schriften reichen, alles andere ist Deko mit Handbremse
- Plugins ausmisten: Alles, was „vielleicht irgendwann“ nützlich ist, ist oft heute schon langsam
- Videos clever einbinden
- Nicht sofort laden lassen – lieber Vorschaubild + Klick (spart brutal Ladezeit)
Was sollte die Agentur oder Technik übernehmen
Das sind die Dinge, die man besser einmal sauber macht, statt ewig dran rumzudoktern:
- Caching richtig einstellen (Server + Browser)
- CSS und JavaScript entschlacken (nicht „alles überall“ laden)
- Bilder automatisch optimieren (saubere Pipeline)
- Datenbank aufräumen, Hosting prüfen
- Optional: CDN, wenn viele Bilder und viele Standorte im Spiel sind
Wie prüfst du das ohne Fachchinesisch?
Eine Ampel kennen wir. Speed kennen wir auch.
- PageSpeed Insights zeigt dir grob, wo es klemmt (und ob es eher Bilder, Skripte oder Server sind).
- Google Search Console zeigt Core Web Vitals auf Basis echter Nutzer.
Google Hilfe
FAQ
Mini-Checkliste für „sofort besser“
Was ist der schnellste Hebel überhaupt?
Fast immer: Bilder. Zu groß hochgeladen, falsch skaliert, nicht komprimiert. Eine einzige „Riesen-Datei“ kann eine Seite gefühlt halbieren.
Welche Bildformate soll ich nutzen – WebP oder JPG?
Wenn möglich: WebP. Es ist meist kleiner bei guter Qualität. JPG ist okay für Fotos, wenn WebP nicht verfügbar ist. PNG nur, wenn du wirklich Transparenz brauchst oder es ein Logo mit harten Kanten ist.
Welche Bildgröße ist „richtig“?
So groß wie nötig, nicht größer. Wenn dein Bild auf der Website nur 1.200 Pixel breit angezeigt wird, bringt es nichts, 5.000 Pixel hochzuladen. Das ist, als würdest du einen LKW mieten, um eine Brötchentüte zu transportieren.
Muss ich Bilder vor dem Upload komprimieren?
Ja, am besten immer. WordPress macht zwar manchmal was, aber „manchmal“ ist kein Qualitätsmanagement. Komprimieren heißt nicht „kaputt machen“, sondern: unnötige Daten wegwerfen, die keiner sieht.
Was ist mit Videos – die machen doch Eindruck?
Ja, aber sie machen auch Ladezeit. Besser: Vorschaubild anzeigen und Video erst laden, wenn jemand klickt. Eindruck bleibt, Wartezeit verschwindet.
Slider – behalten oder weg damit?
Wenn du ihn liebst, behalte ihn. Wenn du Ergebnisse liebst, eher weg damit. Slider sind oft schwer, laden viel nach und werden sowieso selten „durchgeswiped“.
Wie viele Schriften sind „okay“?
1 bis 2. Jede zusätzliche Schrift kostet Ladezeit. Und nein – „weil es hübscher ist“ zählt nicht, wenn die Seite dadurch langsamer wird.
Plugins? Woran erkenne ich, dass es zu viele sind?
Wenn du Plugins hast, deren Zweck du nicht mehr spontan erklären kannst – raus damit. Viele kleine Helfer sind oft wie viele kleine Baustellen: jede für sich harmlos, zusammen Verkehrschaos.
Was muss die Technik machen oder kann ich das allein?
Du kannst viel allein: Bilder, Formate, weniger Deko, weniger Plugins. Technik wie Caching, Script-Optimierung, Server-Setup ist eher Agentur- oder Admin-Thema – dafür aber mit großem Effekt.
Woran merke ich, ob es wirklich besser geworden ist?
Nicht nach Gefühl. Einmal messen, ändern, nochmal messen. Wenn du nur eins nutzen willst: Google PageSpeed Insights. Wenn du es „aus Kundensicht“ willst: Handy nehmen, mobiles Netz, Seite öffnen und ehrlich sein.

